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Predigt zu Karneval 2024

Wenn überall die Narren tagen,
darf ich in Reimen einmal sagen,
was man in Prosa, wie ihr’s kennt,
gewöhnlich eine Predigt nennt.
Nun mag womöglich mancher meinen,
die Messe sei kein Faschingsscherz!
Mit diesem Rat bin ich im Reinen
und bleibe ernsthaft, Hand aufs Herz!

Es gibt ja auch bei  Kirchensachen
viel mehr zum Weinen, als zum Lachen.
Die einen wär’n gern synodal,
Rom ist das viel zu liberal.
Was los ist in der Diözese?
Am Ende eines langen Blicks
auf alles, was ich hör und lese,
fass ich zusammen: Los ist nix.

Es wird um die Struktur gerungen,
das Lied von der Fusion gesungen.
Ach ich vergaß: So heißt es kaum.
Man sagt jetzt: „Pastoraler Raum“.
Wie diese Räume sich formieren
bestimmt der Bischof und der Rest
darf gern noch fünf Jahr diskutieren,
jedoch das Resultat steht fest.

Und auch politisch gibt’s zum Weinen
quer durch die Bank im Allgemeinen
den einen oder andern Grund.
So Manches läuft nicht grade rund.
Was kürzlich aber ist geschehen,
das sage ich hier frei heraus,
mag man es wenden oder drehen,
es schlägt dem Fass den Boden aus:

Wenn Menschen aus Rechtsaußenblöcken
konspirativ zusammen höcken,
zu planen, wie man deportiert
und Menschenrechte attackiert!
Wie gut, dass viele längst kapieren:
Der Fuchs ist klug und stellt sich dumm
will er sein Opfer anvisieren.
Die AfD macht’ s andersrum.

Und dennoch gilt es nachzufragen,
warum denn manche heute sagen:
„Die Immigranten müssen weg,
für uns sind sie ein Bürgerschreck.“-
Bestimmte Menschen auszugrenzen
gab es in vielerlei Version
nicht erst seit ein paar hundert Lenzen,
nein, auch zu Jesu Zeiten schon.

An Aussatz krank bis auf die Glieder
fiel einst ein Mann vor Jesus nieder,
gemobbt, gemieden, isoliert,
sogar als Sünder tituliert.
Den alle andern ausgeschlossen,
der solch ein Elendsleben führt,
den heilt nun Jesus unverdrossen
und zwar indem er ihn berührt.

Genauso wie in Jesu Tagen
lässt es sich heute auch noch sagen:
Es werden Menschen ausgesetzt,
stigmatisiert und nicht geschätzt.
Wer obdachlos, geflüchtet, seltsam
erscheint, sich kleidet oder spricht,
den meiden manche Leute gleichsam,
und keiner schaut ihm ins Gesicht.

So also sieht sie aus, die Chose
und daraus folgt die Diagnose:
Als Ursache für Aussatz zählt
kein Keim, kein Virus, das uns quält.
Oh nein, der Grund für die Misere,
die Aussatz macht und Leben hemmt,
das ist ganz einfach eine schwere
und große Angst vor dem, was fremd.

Genau zum Thema unsrer Frage
erzählte jemand dieser Tage
ein Märchen, das vielleicht hier passt
und manches gut zusammenfasst.
Wenn ich im Folgenden berichte
und wiedergebe jetzt und hier
besagte schlichte Hör-Geschichte
dann macht sie hoffentlich Pläsir.

Es lebte einst in alten Zeiten
ein König in dem schönen, weiten
und fernen Lande Irgendwo.
Er lebte glücklich dort und froh
mit seinen Kindern alle Tage:
zwei Söhne und ein Töchterlein.
Nur sorgte er sich um die Frage:
Wer wird denn nach mir König sein?

Wer soll dereinst bei meinem Sterben
die Königskrone von mir erben?
Welches der Kinder ist real
für dieses Amt die beste Wahl?
Und er sprach „Wem es will gelingen,
in dieses düstre, dunkle Schloss
das Sonnenlicht hineinzubringen:
Das ist der wahre Königsspross.“

Der erste Sohn sprach: „Diese Frage,
bin ich zu lösen in der Lage.
Es wird für mich ein Leichtes sein.
Mit Gold fass ich die Fenster ein.
Wenn dann, so lauten meine Pläne
die Sonne auf die Rahmen fällt,
ergießt sich eine Lichtfontäne
ins Haus und ich steh da als Held.“

Jedoch beim ersten Ausprobieren,
da wollte es nicht funktionieren
und alle riefen wie im Chor:
„Das Schloss ist dunkel, wie zuvor.“
Der Sohn, nun unter Druck geraten,
sprach: „Schuld ist nur das Bettelpack.
Mit ihren Hütten und den Katen
da halten sie die Sonne ab.“

Der zweite Sohn wollt gleich verzagen,
nur eines konnt‘ er sicher sagen:
„Im Dorf da müssen Hexen sein,
die lassen hier kein Licht herein.“
Nun, da die Tochter an der Reihe,
zerbrach sie förmlich sich den Kopf.
„Bezüglich Licht bin ich ein Laie.
Was mach ich nur, ich armer Tropf?

Allein kann ich hier nichts erahnen,
ich rufe alle Untertanen.
Ein jeder bringe, wenn er kann,
ein Licht mit und wir suchen dann
im ganzen Schloss, in jeder Ecke,
denn etwas muss der Grund ja sein,
warum vom Keller bis zur Decke
kein Sonnenlicht kommt je herein.“

 

Sogleich erklangen die Fanfaren,
und bald schon kamen Menschenscharen
mit der Laterne in der Hand
zum Schloss, das auf dem Berge stand.
Die engen Tore in der Mauer,
die ließen langsam sie nur ein.
„Das ist von viel zu langer Dauer“,
rief die Prinzessin, „reißt sie ein!“

So strömte nun die Menschenmenge
herein und suchte im Gedränge
zu lösen warum Jahr für Jahr,
das Schloss so schrecklich dunkel war.
Als schon der Morgen angefangen,
und Licht sich in den Tag ergoss,
da staunten alle: Plötzlich drangen
die Sonnenstrahlen hell ins Schloss.

Begeistert riefen alle Leute:
„Ein Wunder ist geschehen heute!
Noch nie zuvor war der Palast
in Sonnenstrahlen eingefasst.
Die Mauer, ach, wer konnt‘ es wissen,
die Mauer war der Grund allein.
Nun da sie völlig abgerissen,
kommt endlich Sonnenlicht herein.“

Und die Moral an dieser Stelle?
Bist du mal nicht besonders helle,
mach’s nicht so wie der braune Block
und suche einen Sündenbock!
Wenn wir hier Menschen aussortieren,
und Mauern bauen, Stein auf Stein
dann werden wir das Licht blockieren
und bald schon ganz im Dunkeln sein.

Uns möchte Jesus animieren,
was fremd ist, einfach zu berühren;
denn auszugrenzen hilft uns nicht:
Gemeinsam finden wir das Licht.
In diesem Sinn und diesem Rahmen
komm ich zum Ende ganz formell.

Ich sag Helau, Alaaf und Amen
und wünsch mir sehr: Es werde hell.

Sr. Judith Kohorst

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