Ukrainekonflikt
Ukrainische Mitschwestern unserer Schwester Franziska Kaupp im Gasthaus sind an klösterlichen Orten in der Ukraine tätig. Diese Orte sind Anlaufstellen für Hilfe und Solidarität. Die Schwestern geben Essen aus, leisten medizinische Hilfe, ermöglichen psychologische Begleitung. Sie sind „mitten in der Situation". Wir laden ein, diese Arbeit zu unterstützen: als konkrete Hilfe für sie in ihrem Tun und in Solidarität zur Ukraine. Wer helfen möchte:
Solidarische Handeln Gastkirche IBAN: DE72 4265 0150 0000 0292 15
(Sparkasse Vest RE) Stichwort: Ukraine
Ein Wort zur Situation:
Die Erde ist kein Paradies. Sie ist kein Garten, in dem man geruhsam auf und ab spazieren kann und nur in friedlicher Harmonie zuhause ist. Dies haben uns die Bilder dieser Tage von rollenden Panzern, Bomben werfenden Flugzeugen, angstbeladenen Gesichtern und langen Fluchttrecks gezeigt. Die Erde ist kein Paradies: dafür sind zu viele Gräben zwischen Menschen ausgehoben und zu viele Wunden geschlagen, die Unversöhnlichkeit, Schmerz und Hass mit sich gebracht haben und täglich mit sich bringen. Die Bilder aus der der Ukraine sprechen da eine eindeutige Sprache. Und weil sie eine eindeutige Sprache sprechen, ist dieser gewaltsame Überfall durch nichts in der Welt zu rechtfertigen. Es ist ein menschlicher Tiefpunkt zu erleben, wie wieder einmal Menschen instrumentalisiert werden, wie die Wahrheit gebeugt wird und die Gewalt alle Friedenssehnsucht von Menschen jeden Volkes überwältigt.
Dem muss entschieden Widerstand geleistet werden. Und es ist gut, dass es eine so weite und umfassende Verurteilung dieses Krieges gibt. Allerdings: Widerstand im Geiste Jesu führt nicht über Leichen. Seine Botschaft durchbricht das Feind-Freund Schema. Niemand darf von der Liebe ausgeschlossen werden; denn auch der Feind, auch der Aggressor ist Nächster.
Es ist mit das Schwerste jesuanischer Botschaft. Und ich finde es gerade in der Situation dieser Tage eine Wahnsinns Herausforderung. Jesus hat diese Botschaft gelebt und dadurch den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen. Die Gemeinschaft der Glaubenden hat es nie aufgegeben, sondern immer wieder gewagt vom Paradies zu sprechen, diesem Symbol des Friedens und einer Harmonie, wo das Leben nicht von Gewalt und Macht bestimmt wird. Das Paradies ist keine Utopie in dem Sinne, dass es keinen Ort für uns hat, so dass wir es getrost beiseiteschieben könnten. Immer wieder haben Menschen gläubig und geistgewirkt vom Paradies gesprochen und konkret und real mit dem Bild des Paradieses vor Augen brutale, erschreckende und lähmende Zustände überwunden. So Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King, Nelson Mandela. Sie waren Menschen auf der größeren Ebene menschlichen Lebens - und dessen Zerstörung. Wie diese gibt es viele Menschen, die in den Kriegs-, Gewalt- und Unrechtssituationen aus dieser Haltung, diesem Herzen heraus sich eingebracht haben. Sie haben sich mit dem paradiesischen Bild vor Augen und der Friedenspraxis Jesu eingemischt: den Unfrieden benannt, sich für den Frieden eingesetzt – und den Gewalttätigen nicht verteufelt, sondern ins Gebet genommen. Ich glaube, dass ist auch in der jetzigen Situation unsere Aufgabe. Wo Menschenleben getötet wird, kann und darf man nicht schweigen. Wo Unfrieden gesät wird, darf man die Sehnsucht aller Menschen über Grenzen hinweg nach Frieden nicht begraben, sondern muss an sie erinnern, sie wachhalten.
Wo der Gewalttätige wirkt, darf man den Menschen dahinter nicht vergessen und selbst unmenschlich werden. Wir sind da mehr als hilflos – aber wir gehen mit dem Gott Jesu unsere Wege, dem wir zutrauen, dass ihm Vieles möglich ist: das ist unser Glaube – und darin sprechen wir mit ihm darüber. Das ist unser Gebet auch gerade in diesen Tagen.
Er darf uns Halt sein, gerade auch jetzt.
(L.E. 27.2.22)